41. Tag, Bad Schwartau (Ruhetag)

Samstag, 10. September 2015

Der Wecker klingelte um 8:30. Aufgrund unserer späten Ankunft sollte der Wecker eigentlich erst um 9:30 klingeln, anscheinend hatte Torben in der Nacht versehentlich einen falschen Wecker aktiviert. Somit begann der Tag nach nur 5 Stunden Schlaf. Nach dem Frühstück gab es noch eine Menge zu tun.

Das Boot ist zurück in der heimischen Halle
Das Boot ist zurück in der heimischen Halle

Das Boot wurde komplett ausgeleert. Nachdem die Schotts gut 6 Wochen am Stück eingebaut waren, zeigten sie sich auch wenig bereit, ausgebaut zu werden. Beim anschließenden Reinigen vom Boot und dessen Equipment zeigte sich, wie viel Sand wir die letzten Tage am Strand gesammelt hatten. Nebenbei tauchten die ersten Ruderer auf, die zum standardmäßigen 11-Uhr-Termin rudern wollten. Eine Gelegenheit für uns, Danzig eine Runde Probe zu fahren und Neuigkeiten und Geschehnisse auszutauschen.

Anschließend wurde im Bootshaus etwas aufgeräumt, um einen kurzen Abstecher zu Bauhaus zu machen. Die letzten Wochen Rudern mit gut 175 kg Gepäck und 1000 km Strecke forderten auch bei der geschätzten „Berlin“ ihren Tribut. Es gab viele kleine Kratzer im Lack, die geschlossen werden wollten.

Passenderweise war Torbens Familie gerade in Schwartau unterwegs und nahm uns mit nach Hause. Von dort aus ging es weiter zu Bauhaus, Lack und Duplexklemmen für die Fußsteuerseile kaufen. Dann zu Julian, falsch sortiertes Gepäck abholen und zurück zum Bootshaus.

Bereit zur Aufbesserung
Bereit zur Aufbesserung

Dort begannen wir, die beschädigten Stellen anzuschleifen. Die Steuerkabel wurden zu diesem Zwecke komplett demontiert. Streichen würden wir am morgigen Tag, somit hat das Holz noch etwas Gelegenheit zu trocknen. Schließlich haben wir den Rest aufgeräumt, das restliche Gepäck sortiert und fuhren anschließend Heim.

40. Tag, Travemünde -> Bad Schwartau (18.0km)

Freitag, 09. Oktober 2015

Dieser Seetag unser langen Überfahrt von Helsinki nach Travemünde begann erst spät. Wir fragten uns, ob der Wecker absichtlich auf 9:30 Uhr stand? Jedenfalls hatten wir bis dahin nichts verpasst bzw. konnten nichts verpassen. Auf dem Schiff ist immer noch nichts los und wir hatten bis dahin Gotland passiert, was das einzige u.U. Nennenswerte gewesen wäre.

Der im Laufe der Fahrt zur Gewohnheit gewordene Blick übers Heck der "Finnlady"
Der im Laufe der Fahrt zur Gewohnheit gewordene Blick übers Heck der „Finnlady“

Nach dem Frühstück im Bett trotteten wir an Deck und stellten fest, dass es immer noch nichts Neues gab. Wir durchpflügten weiterhin mit 40 km/h die Ostsee und das Halbschlaf-Tagesprogramm begann: Es wurden ein paar Blogtexte der letzten Tage verfasst und hin und wieder auf die brüchige Satellitenverbindung zum Internet gehofft. Meist vergebens oder mit Ladezeiten, die unerträglich waren. Mittag gab es dann auch bei den Ruhesesseln, da wir auf Deck 12 praktisch alleine waren. Auf dem Weg zwischen den Ruhesesseln dort (vgl. Flugzeugsitze) und der Kabine traf man auch nur gelegentlich Menschen.

Am frühen Abend ging es nochmal zum Fernsehen in die Kabine, wo der Fernseher mit Zicken begann, sodass man nicht einmal mehr zuverlässig fernsehen konnte. Ein weiterer Luxus verschwand. Immerhin war es dann auch schon Zeit, die Sachen zu Packen, wir würden in einer Stunde anlegen. Nachdem wir alles verstaut hatten, ging es an Deck. Ein Blick herum und „Oh, da ist ja schon das Maritim“ – wir kamen genau rechtzeitig zum letzten Kilometer vor der Einfahrt nach Travemünde. Von oben sieht das von Land und Ruderboot aus bestens bekannte Travemünde ganz anders aus. Sehr beschaulich und wie Julian befand: Wie im Miniatur Wunderland. Schön beleuchtet und auf jeden Fall sehenswert – ein Höhepunkt der Reise.

Einfahrt nach Travemünde - leider etwas dunkler auf dem Foto, dafür fast scharf.
Einfahrt nach Travemünde – leider etwas dunkler auf dem Foto, dafür fast scharf.

Während des Anlegens trennten sich unsere Wege erneut: Julian fand sich an der Rezeption mit den weiteren Fußpassagieren zusammen ein, während Torben sich mit den Truckern zusammen auf das LKW-Deck begab, um unser Gespann wieder fahrbereit zu machen: Anhänger ankuppeln, Bremsen von den Gurten befreien und damit öffnen, Keile wegnehmen lassen und Gefährt in Ausfahrrichtung wenden. Dann ging es unter Deck auch gleich weiter. Die ersten LKWs rollten und öffneten eine Gasse, die Torben nutzte und deutlich vor Julian das Schiff verließ.

Abfahrt auf der Fähre
Abfahrt auf der Fähre

Im Nachhinein lässt es sich nicht ganz sicher rekonstruieren, aber wahrscheinlich hatte Torben neben der steilen, kurvigen und rutschigen Rampe vom Schiff hinunter auch das gesamte Hafengelände durchquert und war auf der Landstraße zurück in den Travemünder Ortskern, bevor Julian mit dem Shuttle-Bus von Bord kam. Unsere Familien waren zur Abholung gekommen und empfingen Julian. Torben verpasste leider zwischen all den parkenden LKWs den Weg zum Terminal und fuhr direkt zum Strand weiter, wohin alle anderen dann nachkamen.

Dort angekommen wurde ein Teil des bestens vorbereiteten Gepäcks in das Auto umgeladen und auch das Fahrrad wieder abgegeben, bevor es weiter auf die Mole ging. Von dort aus nutzten wir den kürzesten Weg durch den Sand zum Wasser um unser Boot einzusetzen, auszurüsten und zu beladen.

Auf der letzten Etappe über die heimische Trave mussten wir natürlich nass werden: Beim Einsteigen bzw. den Versuchen kamen die einzigen Wellen der halben Stunde aus der Dunkelheit und brachten etwas Wasser ins Boot und teils nasse Hosen. Unsere Verstärkung für die letzte Etappe – Julians Bruder Fabian – wurde dabei etwas verschreckt, während Julian und Torben von den letzten Wochen daran gewöhnt, ruhig gegenan kämpften. Unter vieläugiger Beobachtung ging es um die Mole herum auf heimisches Gewässer, wo man sich endlich wieder auf die Betonnung und deren Beleuchtung bei Dunkelheit verlassen konnte. Gegen 1:45 Uhr erreichten wir schließlich den Steg der Ruderriege und das Boot war wieder zu Hause! Wir entluden es und brachten alles ins Bootshaus, wo Torben und Julian übernachteten. Zuvor gab es noch ein gemeinsames Nachtmahl zur Stärkung und Fabian brach auf zum Bett zu Hause.

35. Tag, Stockholm (Ruhetag)

Sonntag, 04. Oktober 2015

Nach Wochen ohne Ruhetag stand heute der erste wieder an. Nachdem wir gestern in Stockholm beim ARF ankamen und uns hier häuslich einrichten konnten, ging es heute morgen in die Stadt. Der kurze Weg zur U-Bahn-Station führt vom Bootshaus durch einen kleinen Wald und nach 15 Minuten Fahrt ist man direkt im Stadtzentrum. Zu Beginn der Öffnungszeit der Touristinformation um 10 Uhr waren wir pasend vor Ort, uns dort Karten/ Informationsmaterial abzugreifen. Die Suche im Internet in den vorigen Tagen war weniger produktiv, da die Seiten in erster Linie schön anzusehen sind und weniger einen schnellen Informationsabruf ermöglichen.

Mit neuem Wissen und einem Plan ausgestattet gingen wir dann zunächst zum Rathaus, an dem wir bereits vorbeigerudert waren.

Das Stockholmer Rathaus
Das Stockholmer Rathaus

Von dort aus weiter in Richtung Schloss und „Riksdag“. In die Altatsdt „Gamla Stan“ wollten wir noch nicht, da wir dafür für 1 Uhr eine kostenlose Stadtführung gefunden hatten. Daher ging es, bevor wir uns zu deren Treffpunkt begaben, noch auf die kleinere Insel „Riddarholmen“.

Die Stadtführung durch die Altstadt stellte sich als sehr interessant heraus. Wir sahen weite Teile der Altstadt inklusive einiger schmaler Straßen und Gasssen und erfuhren viele interessante Details über die Geschichte und Entstehung Stockholms. Es entstanden unzählige neue Eindrücke und Fotos, die hier leider nicht alle Platz finden.

Eine besonders schmale Gasse...
Eine besonders schmale Gasse…
...in der Stockholmer Innenstadt Altstadt "Gamla Stan".
…in der Stockholmer Innenstadt Altstadt „Gamla Stan“.

Der Heimweg führte uns an einem Bankautomaten und Supermarkt vorbei, sodass wir ausgestattet für die nächsten Tage am Bootshaus ankamen.

Nach einem Snack und etwas Pause vor dem Abendessen ging es in einen produktiven Abend: Torben fuhr mit der U-Bahn quer durch die Stadt zu Magdalena, die dankenswerter Weise sein Fahrrad in Empfang genommen hatte! Baute es dort aus 2 Kartons kommend wieder auf und radelte ca 18 km durch die völlig leeren Straßen Stockholms Stadtrand zurück zum Bootshaus. Julian musste unterdessen auch keine Langeweile schieben, sondern ging erneut einkaufen: Nachdem wir beim Supermarkt mal wieder keine überzeugenden Kekse gefunden hatten, wurde zwischenzeitlich der Entschluss gefasst, dass er welche in der gut ausgestatteten Küche des Bootshauses backt. – Das geht ja schnell, also sollte er etwa fertig sein, bis Torben wieder zurück ist.

Julian beim Kekse backen
Julian beim Kekse backen

Letzlich waren wir aber noch bis halb Drei am Kekse backen. Sie sind dafür auch sehr gut geworden!

Das Ergebnis der großen Keksproduktion; verpackt am nächsten Morgen
Das Ergebnis der großen Keksproduktion; verpackt am nächsten Morgen

39. Tag, Helsinki -> Fähre (Ruhetag)

Donnerstag, 08. Oktober 2015

Die Nacht war wirklich so kalt wie erwartet: Innen und außen am Außenzelt war Raureif/ Eis zu finden und der Rasen war außerhalb des Zeltes leicht gefroren.

Unser TK-Nachtlager am Morgen, bevor die Sonne kam
Unser TK-Nachtlager am Morgen, bevor die Sonne kam

Zum Frühstück gingen wir daher wieder in die Küche bzw. den Aufenthaltsraum. Dieser war angenehm beheizt und bot genügend Platz. So viel, dass wir nach dem Frühstück alle möglichen Sachen aus dem Zelt herüber holten, um sie bereits zu sortieren. Durch die frühe Check-In Zeit bei Finnlines hatten wir noch ungenutzte Stunden im Zeitplan, die sich nicht mehr für viel anderes lohnten, als unser Equipment der letzten Wochen auseinander zu sortieren. Das Packen erfolgte dann ebenfalls teilweise in der Küche, sodass wir erst gegen halb 11 wieder nach draußen gingen. Inzwischen war es nicht mehr sehr kalt und im Zelt sogar schon ein bisschen gewärmt. Der restliche Abbau wurde zügig erledigt und mit dem teilweise beladenen Boot zum Aufenthaltsraum vorgefahren. Dort haben wir das Boot unter den Augen zweier staunender junger russischer Backpacker vollständig beladen und fahrfertig abgedeckt etc.

Der Weg zum Fährterminal war heute deutlich kürzer als gestern zum Campingplatz. Torben legte ihn wieder mit dem Boot zurück, was inzwischen immer besser klappte.

Auf dem Weg zum Fährterminal
Auf dem Weg zum Fährterminal

So erreichte er schnell das Terminal nach 4,5 km Fahrt und wartete dort auf Julian, der den selben Weg zu Fuß bestritten hatte. Dieses Mal musste er nicht als Besenwagen fungieren und das liegen gebliebene Gespann an einer zu steilen Rampe anschieben.

Warten auf Julian und das Mittagessen vorm Check-In
Warten auf Julian und das Mittagessen vorm Check-In

Nach einem kleinen Mittagessen vor dem Check-In begaben wir uns zu selbigem. Dieses Mal war das Personal noch nicht einmal verwundert und fertigte uns einfach ab. Wir bekamen eine eigene Reihe in der Warteschlage und standen dort für die nächsten beiden Stunden (!) neben zwei Seglern, mit denen wir immerhin etwas Unterhaltung hatten. Während der nahezu endlosen Wartezeit schien immerhin die Sonne, sodass es nur mäßig kalt wurde und die Kekse schmeckten. Als vorletztes Fahrzeug wurden wir abgeholt: Es fährt immer ein Begleitfahrzeug mit Personal vorher und zeigt den Weg über das Hafengelände.

Außer uns wartet nur noch ein Export-Ferrari auf die Fähre. Der Rest durfte schon los.
Außer uns wartet nur noch ein Export-Ferrari auf die Fähre. Der Rest durfte schon los.

Julian fuhr in diesem Auto mit, während Torben versuchte mit Boot und Fahrrad zu folgen, was bis zur Rampe auf das mittlere Ladedeck des Schiffes gut klappte.

Über die Fährenklappe geht es in den Rumpf...
Über die Fährenklappe geht es in den Rumpf…

Die letzten 5 Höhenmeter wurden dann gemeinsam heraufgeschoben, bevor es bis zum Bug der Fähre ging, wo wir zwischen diversen abgestellten Ausrüstungsgegenständen einquartiert wurden.

...wo wir ganz im Bug unseren Platz bekamen.
…wo wir ganz im Bug unseren Platz bekamen.

Nach der hoffentlich erfolgreichen Sicherung unserer Ladung ging es durch Maschinennebenräume ins Treppenhaus und in die kleine Kabine. Dort ist man gefühlt im Stile der 80er Jahre angekommen, obwohl das Schiff angeblich von 2007 sein soll… An Deck sah es nach etwas später aber auch erheblich älter aus. Was auch immer eine Reederei mit ihrem Schiff in 8 Jahren machen kann (oder eben nicht?).

Los geht's - Ablegen in Helsinki
Los geht’s – Ablegen in Helsinki

Während des kurzen Rundgangs stellten wir schnell fest, dass wir tatsächlich auf einer Frachtfähre mit kleinem Passagierteil gelandet waren. Eine Bar kombiniert mit dem Restaurant und drei Spielautomaten stellt neben den Saunen die Attraktionen des Schiffs dar. Alles auf einem Viertel Deck untergebracht. Wir hatten es wohl vorher noch nicht zu schätzen gewusst, auf einem Fast-Kreuzfahrtschiff gewesen zu sein. (Wohl gemerkt, für den halben Preis!)

Die Stimmung sank weiter, als wir feststellten, dass das Internet nicht langsam, sondern praktisch unbrauchbar ist. Antwortzeiten scheinen endlos und Daten werden praktisch keine übertragen. Ein Mailabruf dauert ohne neue Ergebnisse Minuten. – Wir stellten fest, dass wir auf diesem Schiff bei mäßiger Fernsehauswahl noch völlig verdummen würden und landeten für ein paar Stunden vor selbigem, bevor es Schlafen ging.

Unsere etwas veraltete Kabine
Unsere etwas veraltete Kabine

38. Tag, Stockholm -> Helsinki (Ruhetag)

Mittwoch, 07. Oktober 2015

Zu unchristlicher Uhrzeit begann dieser Tag: Torben wurde um halb 5 aus dem Schlaf geholt. Der Somalier hatte ihn geweckt, um zu fragen, ob er die Handys abstöpseln könnte, damit sie beim Laden nicht mehr strahlten (für ihn waren sie bereits vorher ausgeschaltet gewesen). Auf die ca. fünfte genervte Antwort hin, stöpselte er sie dann selber ab und brachte sie, wie angeordnet, zu Torben. Immerhin hatte er sich die 4 Stunden Mindestladezeit gemerkt und recht pünktlich danach gefragt. Julian wurde während dieser Aktion auch langsam wach. Für beide war danach das Einschlafen zäh und die Nacht nicht mehr wirklich ergiebig, denn die Teenies sprangen bis 5 oder halb 6 über den Gang und in der Kabine war es sehr warm.

Um 8 Uhr wurde mit Sack und Pack die Flucht an Deck, zurück in den „Moonlight Walk“ angetreten. Heute mit Sonne. Hier konnte in Ruhe gefrühstückt werden und Bilder der Vortage endlich zusammenkopiert und sortiert werden. Das Entladen der Fähre klappte wunderbar. Torben war am Ende der ersten Spur, die entladen wurde und damit ohne große Wartezeiten auf finnischem Boden, während Julian dieses Mal die Gangway mit den ganzen Krachmachern zusammen nutzte.

Die Weiterreise zum Campingplatz hätte nicht unterschiedlicher sein können, wie sich am Ziel angekommen zeigte: Für Torben war es nur im T-Shirt gerade zu kalt, Julian war mit Pulli, Jacke, Mütze und Handschuhen kurz vorm anfrieren als er, wegen des besseren WLANs, draußen wartete.

Aber zurück, wie es dazu kam: Torben kämpfte sich mit dem Boot hinterm Fahrrad über die ca. 12 km lange Strecke durch Helsinki. Begonnen mit Kopfsteinpflaster am Marktplatz im Innenstadtnahen Hafen ging es über verschiedene Brücken und Rampen inklusive Stellen zum Schieben, da es zu steil war, und einer Rangieraktion unter vielen Augen nach einem falschen Abbiegen letztlich aber guter Dinge und ohne Zwischenfälle zum Campinplatz.

Eine Rampe zum Schieben auf die Brücke hinauf
Eine Rampe zum Schieben auf die Brücke hinauf

Der Bootswagen konnte erneut zeigen, dass er auch bei 28 km/h in einer Senke vor eine längeren Rampe noch sehr schön mitläuft. Die Bremsleistung war inzwischen gut bekannt, sodass mit vorausschauendem Fahren auch ohne Stress angehalten werden konnte.

Julian hatte sich auf der Fähre eine Verbindung mit Straßenbahn und Metro herausgesucht und war auf diesem Wege zum Campingplatz gelangt, der fast direkt an der Metrostation liegt. Da er damit trotz mehrerer verpasster Bahnen auf der Anschlusssuche deutlich vor Torben mit dem Gespann angekommen war, hatte er nach der Platzbesichtigung noch Wartezeit, die er zum Suchen nach Sehenswürdigkeiten nutzte.

Nachdem beide am Platz angekommen waren und der Check-In erledigt war, ging es an den noch erstaunlich routinierten Aufbau. Heute zur Abwechlsung mit Handschuhen. Um 10 Uhr sollte die 0°C-Marke durchschritten werden und wir begannen immerhin um 12:30 Uhr mit dem Aufbau. Bei dem folgenden kalten Mittagessen wurde dann beraten, dass wir diesen Urlaub nicht in Finnland rudern werden. Die Aussichten bei diesem Wetter (zwar schönster blauer Himmel und nur leichter Wind) auch noch im Hafen bei den ungerichteten Wellen nass zu werden, waren nicht so überzeugend. Zumal wir beide bei der Kälte nicht unbedingt am Strand ins Wasser zum Einsteigen wollten.

So begann eine interessante Sightseeing-Tour auf eigene Faust durch die Innenstadt Helsinkis: Von der Universität ging es über den Hauptbahnhof zur Touristinformation am Rand des Innenstadthafens.

Der Hauptbahnhof Helsinkis
Der Hauptbahnhof Helsinkis

Von dort aus besuchten wir den für Helsinki bekannten weißen Dom und eine Reihe weiterer sehenswerter Gebäude.

Der Dom Helsinkis
Der Dom Helsinkis

Markthallen und teilweise auch weniger spannende Stadtteile auf der Suche nach weiteren Attraktionen nach der Touristenkarte. Immerhin trafen wir noch auf – wie sich später herausstellte – Studenten, die mit bunten Overall(-hosen) mit Aufnähern herumliefen, was hier wohl Tradition sei.

Schwimmende Marktstände am Marktplatz, der direkt am Hafen liegt.
Schwimmende Marktstände am Marktplatz, der direkt am Hafen liegt.

Auf dem Heimweg gab es einen Stopp zwischen Metro und Camping bei einem kleinen Supermarkt, bevor wir uns in die Küche mit Aufenthalt verzogen, um der Kälte im Zelt zu entfliehen. Wir planten den morgigen Tag und suchten darauf hin noch Einkaufsläden, die länger als bis 21 Uhr offen hatten. Es war angenehm, mal wieder Orte mit ein paar Kilometern Wegstrecke anlaufen zu können, ohne daraus ein abendfüllendes Programm zu machen. Julian radelte zum Einkaufen los, während Torben die Küche aufklarte und den Blog voranbrachte. – Anschließend ging es zur coolsten Nacht der ganzen Reise, es sollten Minusgrade werden…

37. Tag, Stockholm -> Helsinki (Ruhetag)

Dienstag, 06. Oktober 2015

Dieser Morgen war der kälteste unseres Aufenthalts in Stockholm. Im Bootshaus war es über Nacht in die untere Hälfte des zweistelligen Gradbereichs gefallen und das Frühstück daher nicht so entspannt wie die Tage zuvor, auch wenn wir uns inzwischen wie in einem Ferienhaus fühlten. Die Ausstattung und Einrichtung ließen kaum zu wünschen übrig.

Nach dem Frühstück überarbeiteten wir die Bremsanlage unseres neuen Gespanns vom Vortag. In der Zwischenzeit war der Beschluss gefasst worden, die sehr schwergängige Bremszugkombination noch einmal auseinander zu bauen und alle Züge großzügig mit Vaseline zu schmieren. Nach eine halben Stunde Arbeit konnten wir die Züge wieder montieren (immerhin insgesamt ca. 8 m!). Nun bewegten sich alle Züge deutlich und auch der Bremshebel konnte inzwischen deutlich leichter (was nicht mit leicht zu verwechseln ist!) betätigt werden. Lediglich die beiden Bremsen bremsten sehr unterschiedlich und weniger als zuvor. Eine weitere Stunde feintuning brachte am Ende eine gute Bremsleistung an beiden Rädern und eine vertretbare Handkraft. In diesem Zustand brach Torben zur zweiten Probefahrt auf: Von den Toren für die Boote im „Keller“-Geschoss des Bootshauses ging es über den bereits gestern genutzten Weg und eine Wegstrecke über einen Teil des Campus zum oberen Ende des Bootshauses.

Vor Beginn der Aufräumarbeiten im Saal des Bootshauses
Vor Beginn der Aufräumarbeiten im Saal des Bootshauses

Nun begannen unsere Aufräum-, Wasch- und Ordnungsarbeiten. Die Altlasten der letzten Tage mussten beseitigt werden und eine neue Ordnung für die Fährfahrten hergestellt werden. Letztere wich deutlich von der sonst üblichen Packordnung ab, da wir viele Dinge nicht mehr brauchen würden und andere Dinge für eventuelle Zwischenfälle sehr schnell trotz des Verpackten Bootes verfügbar sein müssen. Torben räumte daher diverse Dinge auf und sortierte auf allen Tischen des Aufenthaltsraums die Dinge vor, während Julian in der Küche klar Schiff machte.

Beladen des Bootes am Bootshaus
Beladen des Bootes am Bootshaus

Torben begann mit dem Beladen des Bootes, während Julian seine Sachen und die vorsortierten Teile verpackte. Ziemlich genau nach Zeitplan und damit mit vollen 2 Stunden Reserve hatten wir nahezu alles Gepäck im Boot verstaut und die Plane oben drüber befestigt, sowie die Reflektoren entlang der gesamten Länge des Bootes verteilt. Mit so viel freier Zeit konnten wir uns noch eine Weile mit den anwesenden Vereinsmitgliedern unterhalten, bevor wir aufbrachen.

Abfahrt am Bootshaus
Abfahrt am Bootshaus

Das Boot fuhr mit voller Zuladung erheblich schwerer als zuvor erprobt und stellte Torben vor eine nicht allzu kleine Herausforderung. Durch kräftiges Anschieben von Julian gelang dann der Start auf dem hügeligen Campus und die Fahrt begann. Die Strecke war gemeinsam abgesprochen worden, sodass Julian die selbe Strecke zu Fuß ging, die Torben mit dem Fahrrad fuhr, denn unterwegs wurden Steigungen gesichtet, die nicht sicher alleine zu meistern sein würden. Nachdem Torben sich inzwischen an das Fahrverhalten etwas gewöhnt hatte, ging es in die befürchtete Steigung und das Fahren hatte sein Ende. Während Torben sich schiebend die Rampe auf einem asphaltierten Radweg durch ein Stadtwaldgebiet hinaufquälte, holte Julian ihn die Situation erkennend, joggend ein und gemeinsam wurde der „Berg“ gemeistert.

Geschafft: Die höchste Stelle der Tagesetappe ist passiert!
Geschafft: Die höchste Stelle der Tagesetappe ist passiert!

Von hier an waren die Höhenmeter angenehmer verteilt und Torben bestritt den weiteren Weg zur Fähre alleine und kam dabei insgesamt sehr gut durch. Bis Julian den Treffpunkt kurz vor dem Check-In erreichte, hatte Torben bereits letzte Einkäufe mit den fast letzten schwedischen Kronen erledigt.

Auf zum Check-In
Auf zum Check-In

Nach einer kleinen Stärkung ging es zum Check-In und glücklicherweise durfte Julian zu Fuß mit den Fahrzeugen zusammen auf die Fähre. Wir wurden sowieso gesondert behandelt. Man schien schon auf uns gewartet zu haben(?) – wir fuhren auf eine komplett leere Wartespur und wurden von dort direkt auf die nächste Position weitergewunken und genauso zügig aufs Schiff gebeten.

Angekommen auf der Fähre.
Angekommen auf der Fähre.

Dort angekommen sicherten wir unser Gefährt und bezogen die bereits teilweise belegte Gemeinschaftskabine auf dem Truckerdeck – das erste Mal eine Kabine unterhalb der Autodecks. Noch vor dem Ablegen waren wir auf dem Sonnendeck in der Pole-Position direkt unter der Brücke angekommen und konnten in der Sonne Kekse genießen. Kurz nach dem Ablegen gingen wir wieder rein, da es unangenehm frisch an Deck wurde. Mit Infomaterial ausgestattet ging es zurück in die Kabine, wo sich unsere Gesellschaft als anstrengend herausstellte. Ein Finne und ein dänischer Staatsbürger somalischer Herkunft. Beide äußerst gesprächig über Fußballer, die in Deutschland zu unseren Geburtsjahren aktiv waren und mit dem geringen Wissen über Deutschland bzw. die Bundesliga um sich werfend. Hinzu kam, dass der Somalier meinte, ihm würden die Handystrahlungen und der Laptop mit WLAN stören, er sei krank und die Strahlung nicht gut für ihn. Wir mögen die Geräte doch sobald wie möglich abschalten.

Wir kamen so zu nichts und verzogen uns früh zum Essen in den „Moonlight Walk“ – einen überdachten Teil des Sonnendecks mit Blick in die innenliegende Passage hinein. Dort aßen wir unseren Nudelsalat und sahen eine kurze Luftakrobatiknummer von oben an. Nachdem ausgetestet wurde, dass das schwedische Mobilfunknetz bis zur finnischen Grenze LTE zur Verfügung stellt, kamen wir zum Zwischenstopp in Mariehamn an und gingen bald darauf in die Kabine zum Schlafen. Dort wurden wir wider erwartens leider wieder belabert und es kam zu einer Diskussion, ob wir denn überhaupt die mobilen Geräte laden müssten. Das würde ja den armen Somalier stören… da wir die Geräte am nächsten Tag brauchen würden, stand das Laden für mindestens 4 Stunden außer Frage, sprich die Nacht muss genutzt werden. Leicht genervt ging es dann zu Bett, wärend draußen die Finnischen und Russischen Teenies über den Gang lärmten auf den Wegen zwischen Disco und billig Kabinen.

Alle Angaben an Bord sind in Ortszeit - aber welche gilt denn nun?
Alle Angaben an Bord sind in Ortszeit – aber welche gilt denn nun?

34. Tag, Tenö -> ARF Stockholm (26.1km)

Samstag, 3. Oktober 2015

Es war ein kühler noch taureifer Morgen. Beim Abbauen zeigte sich die Sonne und wärmte die kühlen Gemüter auf. Man merkte es uns beim Abbauen kaum an, doch es war ein besonderer Tag. Heute war die letzte geplante Rudertour in Schweden für diese Tour. Es sollte zum ARF Stockholm („Akademiska Roddföreningen“) gehen, von wo aus wir am Dienstag per Fahrrad zur Fähre wollen. Das heißt, es war auch das letzte Mal Zelt abbauen und Boot beladen in Schweden.

Perfekte Bedingungen an unserem letzten Rudertag!
Perfekte Bedingungen an unserem letzten Rudertag!

Dadurch dass wir am Vortag bereits praktisch alles vorbereiten konnten, kamen wir bereits um 11:00 aufs Wasser. Das Wasser war wieder perfekt glatt, es war erneut Postkartenwetter. Auf dem Weg Richtung ARF kamen uns viele Segler und Motoryachten entgegen. Vor uns lagen ca. 21,5 km Strecke. – Dementsprechend eine ganz entspannte Tour. – Wir wurden gegen 15:00 am Bootshaus erwartet, aufgrund unserer frühen Abreise entschieden wir uns, einen 5 km langen Umweg zu nehmen, um nicht viel zu früh zu erscheinen.

Umweg zum Ulriksdal Schloss
Umweg zum Ulriksdal Schloss

Die meisten Yachten machten größere Wellen und wir waren bereits daran gewöhnt, diesen durch parallel stellen zu entgegnen. Aufgrund unserer starken Zuladung, hat „Berlin“ einen Großteil der Fähigkeit verloren, Wellen abzureiten. Dementsprechend stampft man direkt in die Wellen hinein, die bei kurzen hohen Yachtwellen auch über den Bugwellenbrecher laufen. Um den zu entgehen, stellt man sich mit dem Boot parallel zu den Wellen und reitet diese damit trocken ab.
Eine Yacht hat es nun geschafft, hohe Wellen zu erzeugen, die im glatten, spiegelnden Wasser praktisch „verschwanden“ dementsprechend deuteten wir sie etwas falsch und drehten, überrascht von der Größe, kurz vor dem Auftreffen das Boot noch weg, um nicht gebadet zu werden.
Neben zwei anderen Booten, dessen Wellen wir aufgrund der enge vom Fahrwasser nicht ausweichen konnten und dementsprechend gebadet wurden, verlief die Fahrt relativ entspannt.

Am Steg angekommen, wurden wir direkt von unserer Tour begeisterten Ruderer empfangen. Nach einer kurzen Erläuterung der Tour begannen wir das Entladen des Bootes. Als soweit alles „aus dem Wasser“ war, kam auch unsere deutschsprechende Kontaktperson vom Rudern zurück (an dieser Stelle vielen Dank an Anna-Luisa für die Organisation und den ganzen ARF für die Gastfreundlichkeit und die Herberge!!).

Ankunft beim ARF
Ankunft beim ARF

– Sehr interessant, wenn die Mannschaft ihr Boot aus dem Wasser holt und man den Namen des Marburger Hochschulruderns darauf entdeckt. –
Nachdem die relevanten Sachen geklärt waren, begab sich Torben auf den Weg zu Bauhaus. Währenddessen machte sich Julian im Bootshaus breit. Das Interesse an unserer Fahrt war sehr groß, sodass Julian anfangs kaum voran kam. Nebenbei hatte Torben die falsche Bahn genommen und verspätete sich insgesamt um gut 2 Stunden. Somit kam er erst gegen 19:00 zurück. Wir haben direkt gegessen, Berlin reingeholt, das Bootshaus inspiziert, WLAN (eduroam von den Unigebäuden noch in einer Umkleidenecke verfügbar) ausfindig gemacht, am Blog gearbeitet und sind schließlich schlafen gegangen.

36. Tag, Stockholm (Ruhetag)

Montag, 05. Oktober 2015

Für unseren zweiten Aufenthaltstag in Stockholm gab es erneut genügend Programm: Nach einem entspannten Frühstück ging es mit dem Bus zum Skansen, einem Freilichtmuseum über verschiedene historische Gebäude und Lebensstile der schwedischen Geschichte.

historische Werkstätten im "Skansen"
historische Werkstätten im „Skansen“

Außerdem gab es dort verschiedene nordische Tiere zu sehen, auch wenn das den Titel des Zoos in Stockholms Stadtgebiet eher weniger verdient hat. Mit der Besichtigung der vielen zusammengetragenen Gebäude und gehaltenen Tiere ließen wir uns 5 Stunden Zeit. Es war sehr interessant zu sehen, wie groß die Differenzen der Entwicklung zwischen dem südlichen, von Städten durchsetzten, Schweden und seinem insbesondere früher sehr ländlichen und damals rückständigem Norden waren. Vom Anblick lagen häufig Epochen und Jahrhunderte dazwischen.

Ältere Gebäude aus den ländlichen Regionen
Ältere Gebäude aus den ländlichen Regionen

Anschließend besuchten wir den Kaknäs-Turm: Der Funkturm Stockholms ist für Touristen zugänglich und man hat einen Überblick über die Stadt bis über den Beginn der Schärenlandschaft. So ließen sich wunderbar die verschiedenen Ziele der letzten Tage einordnen und ein Überblick gewinnen.

Zurück am Bootshaus begab Torben sich auf eine Fahrt zum Fährterminal, um die vorgeschlagene Route zu erproben und zu sehen, ob diese mit dem Boot fahrbar sein würde. Als das erfolgreich abgeschlossen war, galt es, das Gespann aus Fahrrad und Boot fahrtüchtig zu bekommen. Zunächst wurde mit dem Livestream von Deltaradio über das Eduroam-Uni-WLAN eine gute Arbeitsatmosphäre hergestellt. Begonnen bei der Ausrichtung der Zugvorrichtung auf dem Fahrrad-Gepäckträger über die Montage der Bremszüge und deren Verlängerungen bis zum Zuschnitt und Zusammenbau der Deichsel am Boot hatten wir eine Menge zu tun, bevor eine wahrliche „Anprobe“ des gesamten Systems möglich war.

Bootswagenaufrüstung in der Bootshauswerkstatt des ARF
Bootswagenaufrüstung in der Bootshauswerkstatt des ARF

Die Deichsel zeigte sich von Anfang an als eine einfache und gute Lösung. Problemlos wurde das Boot ans Fahrrad angehängt und Julians dort hinein investierte Arbeitsstunde(n) waren schnell lohnend. Etwas anders zeigte sich die Installation der Bremsanlage. Diese wird über Bowdenzüge realisiert, die hintereinander gehängt werden und mit einem dritten Bremshebel am Fahrradlenker bedient werden. So lassen sich beide Bremsen an den Anhängerrädern betätigen und wir erhalten einen aktiv gebremsten Anhänger, was bei dem vorhandenen Gewichtsverhältnis für sicheres Fahren erforderlich ist. Zusammenhängen ließen sich die Züge mit den Adaptern (Dank an Klaus für die Fertigung, während wir schon in Schweden waren!) wunderbar, nur war die Bremsanlage sehr schwergängig und zeigte kaum Wirkung. Nach einigem hin und her gestelle und Zuglängenanpassungen bekamen wir eine mäßige Bremsleistung heraus und wagten eine erste Probefahrt.

Bereit zur ersten Probefahrt!
Bereit zur ersten Probefahrt!

Auf dem Fuß- und Radweg vor dem Bootshaus ging es auf eine kleine Runde zum Paddlerbootshaus einige hundert Meter weiter. Das leere Boot ließ sich auf Anhieb brauchbar bewegen. Insgesamt zeigte sich ein etwas gewöhnungsbedürftiges Fahrverhalten und eine Bremsleistung, die mit dem leeren Boot schon grenzwertig war.
Wir stellten an dieser Stelle die Arbeiten für den Tag ein und gingen nach einem verdienten Abendessen zu Isomatte.

08.10. ab 17 Uhr

08.10. ab 17 Uhr

Wir haben heute Nachmittag erfolgreich auf der MS Finnlady einecheckt und befinden uns jetzt auf dem Weg gen Travemünde.

Je nach Geduld gibt es morgen u.U. nochmal neue Blogbeiträge. Das Internet ist hier auf dem Schiff nämlich sehr langsam…

Ankunft in Travemünde soll planmäßig am Freitag gegen 21:30 Uhr sein. Danach folgt die letzte Etappe vom Travemünder Strand bis zum heimischen Bootshaus!