37. Tag, Stockholm -> Helsinki (Ruhetag)

Dienstag, 06. Oktober 2015

Dieser Morgen war der kälteste unseres Aufenthalts in Stockholm. Im Bootshaus war es über Nacht in die untere Hälfte des zweistelligen Gradbereichs gefallen und das Frühstück daher nicht so entspannt wie die Tage zuvor, auch wenn wir uns inzwischen wie in einem Ferienhaus fühlten. Die Ausstattung und Einrichtung ließen kaum zu wünschen übrig.

Nach dem Frühstück überarbeiteten wir die Bremsanlage unseres neuen Gespanns vom Vortag. In der Zwischenzeit war der Beschluss gefasst worden, die sehr schwergängige Bremszugkombination noch einmal auseinander zu bauen und alle Züge großzügig mit Vaseline zu schmieren. Nach eine halben Stunde Arbeit konnten wir die Züge wieder montieren (immerhin insgesamt ca. 8 m!). Nun bewegten sich alle Züge deutlich und auch der Bremshebel konnte inzwischen deutlich leichter (was nicht mit leicht zu verwechseln ist!) betätigt werden. Lediglich die beiden Bremsen bremsten sehr unterschiedlich und weniger als zuvor. Eine weitere Stunde feintuning brachte am Ende eine gute Bremsleistung an beiden Rädern und eine vertretbare Handkraft. In diesem Zustand brach Torben zur zweiten Probefahrt auf: Von den Toren für die Boote im „Keller“-Geschoss des Bootshauses ging es über den bereits gestern genutzten Weg und eine Wegstrecke über einen Teil des Campus zum oberen Ende des Bootshauses.

Vor Beginn der Aufräumarbeiten im Saal des Bootshauses
Vor Beginn der Aufräumarbeiten im Saal des Bootshauses

Nun begannen unsere Aufräum-, Wasch- und Ordnungsarbeiten. Die Altlasten der letzten Tage mussten beseitigt werden und eine neue Ordnung für die Fährfahrten hergestellt werden. Letztere wich deutlich von der sonst üblichen Packordnung ab, da wir viele Dinge nicht mehr brauchen würden und andere Dinge für eventuelle Zwischenfälle sehr schnell trotz des Verpackten Bootes verfügbar sein müssen. Torben räumte daher diverse Dinge auf und sortierte auf allen Tischen des Aufenthaltsraums die Dinge vor, während Julian in der Küche klar Schiff machte.

Beladen des Bootes am Bootshaus
Beladen des Bootes am Bootshaus

Torben begann mit dem Beladen des Bootes, während Julian seine Sachen und die vorsortierten Teile verpackte. Ziemlich genau nach Zeitplan und damit mit vollen 2 Stunden Reserve hatten wir nahezu alles Gepäck im Boot verstaut und die Plane oben drüber befestigt, sowie die Reflektoren entlang der gesamten Länge des Bootes verteilt. Mit so viel freier Zeit konnten wir uns noch eine Weile mit den anwesenden Vereinsmitgliedern unterhalten, bevor wir aufbrachen.

Abfahrt am Bootshaus
Abfahrt am Bootshaus

Das Boot fuhr mit voller Zuladung erheblich schwerer als zuvor erprobt und stellte Torben vor eine nicht allzu kleine Herausforderung. Durch kräftiges Anschieben von Julian gelang dann der Start auf dem hügeligen Campus und die Fahrt begann. Die Strecke war gemeinsam abgesprochen worden, sodass Julian die selbe Strecke zu Fuß ging, die Torben mit dem Fahrrad fuhr, denn unterwegs wurden Steigungen gesichtet, die nicht sicher alleine zu meistern sein würden. Nachdem Torben sich inzwischen an das Fahrverhalten etwas gewöhnt hatte, ging es in die befürchtete Steigung und das Fahren hatte sein Ende. Während Torben sich schiebend die Rampe auf einem asphaltierten Radweg durch ein Stadtwaldgebiet hinaufquälte, holte Julian ihn die Situation erkennend, joggend ein und gemeinsam wurde der „Berg“ gemeistert.

Geschafft: Die höchste Stelle der Tagesetappe ist passiert!
Geschafft: Die höchste Stelle der Tagesetappe ist passiert!

Von hier an waren die Höhenmeter angenehmer verteilt und Torben bestritt den weiteren Weg zur Fähre alleine und kam dabei insgesamt sehr gut durch. Bis Julian den Treffpunkt kurz vor dem Check-In erreichte, hatte Torben bereits letzte Einkäufe mit den fast letzten schwedischen Kronen erledigt.

Auf zum Check-In
Auf zum Check-In

Nach einer kleinen Stärkung ging es zum Check-In und glücklicherweise durfte Julian zu Fuß mit den Fahrzeugen zusammen auf die Fähre. Wir wurden sowieso gesondert behandelt. Man schien schon auf uns gewartet zu haben(?) – wir fuhren auf eine komplett leere Wartespur und wurden von dort direkt auf die nächste Position weitergewunken und genauso zügig aufs Schiff gebeten.

Angekommen auf der Fähre.
Angekommen auf der Fähre.

Dort angekommen sicherten wir unser Gefährt und bezogen die bereits teilweise belegte Gemeinschaftskabine auf dem Truckerdeck – das erste Mal eine Kabine unterhalb der Autodecks. Noch vor dem Ablegen waren wir auf dem Sonnendeck in der Pole-Position direkt unter der Brücke angekommen und konnten in der Sonne Kekse genießen. Kurz nach dem Ablegen gingen wir wieder rein, da es unangenehm frisch an Deck wurde. Mit Infomaterial ausgestattet ging es zurück in die Kabine, wo sich unsere Gesellschaft als anstrengend herausstellte. Ein Finne und ein dänischer Staatsbürger somalischer Herkunft. Beide äußerst gesprächig über Fußballer, die in Deutschland zu unseren Geburtsjahren aktiv waren und mit dem geringen Wissen über Deutschland bzw. die Bundesliga um sich werfend. Hinzu kam, dass der Somalier meinte, ihm würden die Handystrahlungen und der Laptop mit WLAN stören, er sei krank und die Strahlung nicht gut für ihn. Wir mögen die Geräte doch sobald wie möglich abschalten.

Wir kamen so zu nichts und verzogen uns früh zum Essen in den „Moonlight Walk“ – einen überdachten Teil des Sonnendecks mit Blick in die innenliegende Passage hinein. Dort aßen wir unseren Nudelsalat und sahen eine kurze Luftakrobatiknummer von oben an. Nachdem ausgetestet wurde, dass das schwedische Mobilfunknetz bis zur finnischen Grenze LTE zur Verfügung stellt, kamen wir zum Zwischenstopp in Mariehamn an und gingen bald darauf in die Kabine zum Schlafen. Dort wurden wir wider erwartens leider wieder belabert und es kam zu einer Diskussion, ob wir denn überhaupt die mobilen Geräte laden müssten. Das würde ja den armen Somalier stören… da wir die Geräte am nächsten Tag brauchen würden, stand das Laden für mindestens 4 Stunden außer Frage, sprich die Nacht muss genutzt werden. Leicht genervt ging es dann zu Bett, wärend draußen die Finnischen und Russischen Teenies über den Gang lärmten auf den Wegen zwischen Disco und billig Kabinen.

Alle Angaben an Bord sind in Ortszeit - aber welche gilt denn nun?
Alle Angaben an Bord sind in Ortszeit – aber welche gilt denn nun?