10. Tag, Hällekis -> Töreboda (64.6km)

9. September 2015

Der zweite Morgen in Hällekis verlief soweit problemfrei.

Spiegelglattes Wasser am Morgen in Hällekis

Es stellte sich erneut heraus, dass Sand ein sehr gutes Ersatzspülmittel ist (Wildcamping -> kein Abfluss für spülmittelbehaftetes Wasser). So legten wir gegen 10:45 Uhr vom Strand ab. Keine 100m gefahren, haben wir die ersten brechenden Wellen auf dem Wasser entdeckt. Das heißt: Bogen rum, denn da liegen Steine! Trotzdessen nicht weit genug. Wir dachten, wir seien bereits dran vorbei, aber die Steinreihe macht im Wasser einen leichten Bogen, sodass wir direkt darauf landeten. Immerhin: Mittig auf die Kielschiene (die den ansonsten empfindlichen Kiel schützt), sodass wir uns unbeschadet zurückschieben konnten und noch weiter außen rumfuhren.

Unser eigentliches Ziel lag einige Kilometer vor Sjörtorp, doch aufgrund unserer guten Startzeit und dem guten Wetter (im Gegensatz zum Vortag war praktisch perfektes Wetter!) beschlossen wir, gleich bis nach Töreboda weiterzufahren.

Beginn des Göta-Kanals - die erste Schleuse in Sjötorp
Beginn des Göta-Kanals – die erste Schleuse in Sjötorp

So waren wir relativ früh in Sjörtorp angekommen und haben dort direkt das Boot rausgeholt, etwas gegessen, des Hafens Plumsklo besucht und unseren Campingplatz telefonisch abgeklärt.

Umsetzen in Sjötorp
Umsetzen in Sjötorp

Der weitere Weg sollte entlang des Kanals führen. Aufgrund der großen Schleusenanzahl wollten wir die restlichen 20km bis nach Töreboda zu Fuß zurücklegen. Die Kanalgesellschaft behauptete, dass wir als Ruderboot zu langsam seien, um mit einem der Konvois mitzufahren. Dementsprechend waren wir dazu gezwungen, die Schleusen zu Fuß zu umgehen. Aufgrund unserer langen Umtragezeit (Boot vor der Schleuse ausladen, Boot auf- und beladen, Schleuse umfahren, Boot entladen und einsetzen und Boot beladen) lohnte es sich für uns nicht, zwischen den Schleusen zu rudern.

Dementsprechend machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Ein großer Vorteil unserer Strecke war, dass diese die meiste Zeit direkt am Kanal entlang läuft.

Wandern am Götakanal zwischen den Schleusen "Sjötorp"
Wandern am Götakanal zwischen den Schleusen „Sjötorp“

Der Vorteil daran: Das Höhenprofil ähnelt dem des Kanals. Es ist die meiste Zeit flach, nur zu den Schleusen muss man kurz kräftig ziehen. Schnell war auch eine gute Zugtechnik für die nächsten 20km gefunden. Einer bindet sich das Bugseil als Schultergurte und zieht damit voran. Der Zweite hält das Boot in Waage und steuert dieses. Durch das flache Profil konnten wir so ohne große Mühe das Boot ziehen.

"Zuggeschirr" aus der Bugleine geknotet
„Zuggeschirr“ aus der Bugleine geknotet

Um für Unterhaltung zu sorgen schalteten wir Delta Radio ein und zufällig lief gerade „Wünsch dir was“. Als Zugtier hat man nichts besseres zu tun, als sich per Whatsapp schnell mal ein Song zu wünschen.

Dann tauchte plötzlich eine Schranke vor uns auf, die Fußgänger vor dem unbedachten Betreten der Gleise schützen sollte.

Umgehsperren am Bahnübergang
Umgehsperren am Bahnübergang

Unglücklicherweise standen die Schranken genau so, dass wir mit dem Ruderboot keine Chance hatten, daran vorbeizukommen. Zudem handelte es sich auch nicht um schnell demontierbare Schranken, wie wir sie bereits Tage zuvor angetroffen haben. Wir hatten somit zwei Möglichkeiten:
Entweder wir entladen das Boot, tragen dieses über die Schranken und beladen dieses dort oder wir marschieren gut 1 1/2 km zurück und gehen einen anderen Weg entlang der Landstraße durch das Dorfzentrum.
Wir wählten die zweite und schnellere Möglichkeit.

In der Innenstadt ernteten wir erneut viele verwunderte Gesichter. Und tatsächlich, einige Zeit später, spielte Delta Radio unseren Song und erwähnte, dass wir gerade auf dem Götakanal paddeln würden. Das war natürlich schnell korrigiert!

Schließlich erreichten wir den Campingplatz, bauten unser Zelt auf und luden erneut die Batterien. Leider fanden wir den Abend nicht die Küche, sodass wir trotz vorhandener Küche im Zelt aßen. (Hat natürlich trotzdem geschmeckt!)

4 Gedanken zu „10. Tag, Hällekis -> Töreboda (64.6km)“

    1. Ich hatte ihn bei Whatsapp dann nochmal korrigiert und er hat das bestätigt. Leider hat sich das Handy genau im relevanten Moment neu gestartet, sodass wir nicht mehr hören konnten, ob er die Korrektur noch durch gesagt hat 😉

  1. Rudern scheint die einzige Fortbewegungsart zu sein, bei der man rückwärts schneller voran kommt als vorwärts.
    Und das macht ihr auch noch in solch einem Tempo!
    Mich wundert, dass ihr nicht viel häufiger Steine knutscht oder von einem Hindernis am Kopf gekratzt werdet.
    Mit Steuerfrau wäre das alles kein Problem … aber wie schafft ihr das ohne???

    1. Torben und ich haben heute darüber nachgedacht, ob es überhaupt noch eine andere Fortbewegung sagt gibt, die rückwärts von statten geht? (Und das primäre Ziel der Fortbewegung verfolgt)

      Hindernisse am Kopf: da hilft Abstand zum Ufer 😉
      Steine knutschen: zum Einen ist das viel zu häufig! (In Deutschland habe ich beim Fußsteuern noch nicht einen Stein getroffen) die Umgebung hier ist echt gefährlich, weil die Steine praktisch unsichtbar im Meer sind und kaum gekennzeichnet. Ich denke, dass wir die nicht häufiger treffen hat drei Gründe:
      – Man schaut sich regelmäßig häufig um, umso gefährlicher umso häufiger schaut man auch.
      – Man fährt auf Abstand zur Küste, dann ist die Gefahr schon mal wesentlich geringer.
      – Es gibt noch zu wenige Steine 😀 da ist die Wahrscheinlichkeit einfach schon gering.

      Nachdem wir gestern fast von einem Rohr (!) ca. 100m auf dem Wasser aufgespießt wurden, haben wir nun auch richtige Wasserkarten im Einsatz, bei denen schon mal ne Menge eingezeichnet ist.

      Auf jeden Fall wäre die Strecke mit einem durchgehend nach vorne schauenden Steuermann weitaus einfacher…

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