20. Tag, Ljungsbro -> Linköping (20.2km)

Samstag, 19. September 2015 – oder der Tag an dem nichts nach Plan lief

Wir starteten mal wieder mit geplanter Verzögerung in den Tag: Thermolernen und Blogschreiben wurden vor dem Abbau Zeit eingeräumt. Unterdessen wurden wir am Kanalufer von verschiedenen Passanten begrüßt und das Boot mitsamt der Befestigung bewundert und fleißig fotografiert. Sie bestand aus 8 Heringen in den beiden Leinen und am Skull. Gut, dass wir so viele in Reserve dabei haben. (Julian stellte vor Tagen schon die berechtigte Frage, ob auf dieser Fahrt mehr Fotos von uns gemacht würden, als wir insgesamt machen…?!)

Professionelle Bootsbefestigung mit Heringen und einem Skull
Professionelle Bootsbefestigung mit Heringen und einem Skull

Bevor es mit dem Einpacken für uns losging, kam ein Rowdy-Boot vorbei. Anstelle der auf dem Kanal zugelassenen 5 Knoten (9 km/h) fuhr es mindestens 15 km/h und erzeugte damit Wellen, die fast in unser Boot schlugen und diverse kleine Fische und Krebse auf den Wirtschaftsweg spülten. Wir glaubten hier noch daran, dass es an diesem Tag bei einem Unglück bleibt.

Überschwemmter Weg nachdem ein Schiff mit überhöhter Geschwindigkeit vorbei kam. Diverse Tiere mussten zurück ins Wasser befördert werden!
Überschwemmter Weg nachdem ein Schiff mit überhöhter Geschwindigkeit vorbei kam. Diverse Tiere mussten zurück ins Wasser befördert werden!

Gepackt wurde mal wieder in der Sonne. Das Boot auf den Wagen gesetzt und beladen. Wir legten die erste Strecke des Tages bis zum Ende der Carl-Johans-Schleusentreppe in Berg zu Land zurück. Aufgrund der geeigneten Abstände lohnten sich die Wasserstrecken nicht zu rudern. Zwischendurch wurden die passierten Schleusenanlagen bewundert, sind diese doch durch ihre Häufigkeit und Anordnung interessant zu besehen und das Wetter lud zum Fotografieren ein.

Die große Schleusentreppe in Berg
Die große Schleusentreppe in Berg

In Berg angekommen, wurde am Strand erneut ein perfekter Steg zum Einsetzen entdeckt und das Gepäck entladen. Das leere Boot wollten wir dann noch über den Sand weiter ans Wasser heran bringen… dabei entdeckten wir erst nach einigen Metern den platten Reifen auf der linken Seite! Das Boot wurde also an Ort und Stelle abgeladen und Torben begann mit der Reparatur, während Julian das Boot belud. Natürlich war es nicht bei einem einfachen Platten geblieben, es hatte sich durch die paar weiteren Meter mit hoher Belastung im Sand bereits weitere undichte Stellen gebildet. Nach und nach gefunden und geflickt, wurde der Reifen schon dicht gewähnt, bis dann beim finalen Aufpumpen bei 4 bar das strapazierte Ventil am Übergang zum Schlauch einriss und der Schlauch für uns unflickbar wurde.

Vergebliches Flicken des Wagenreifens in Berg
Vergebliches Flicken des Wagenreifens in Berg

Nach kurzer Überlegung wurde der Campingplatz auf später beordert bzw. eine personalfreie Schlüsselübergabe organisiert und beschlossen, einen Fahrradschlauch in einem Supermarkt in Linköping zu kaufen. (Inzwischen kennen wir das Sortiment von ICA soweit, dass wir uns sicher waren, dort einen Fahrradschlauch erwerben zu können.) Im aktuellen Zustand waren wir an Land bewegungsunfähig und der Campingplatz mit 4,5 km Fußweg unerreichbar!

Telefonische Klärung unseres Nachtlagers direkt auf dem Roxen
Telefonische Klärung unseres Nachtlagers direkt auf dem Roxen

Auf der Überfahrt über den Roxen in Richtung Kinda-Kanal wurden dann telefonisch noch die Visa-Zahlungen erledigt und die Schlüsselabholung vermeintlich geklärt. Angekommen in Linköping direkt vor der ersten Schleuse des dort beginnenden Kinda-Kanals, stellte sich heraus, dass uns leider keine Codes für den Hütten-Schlüssel oder das Waschhaus oder die Schranke zugeschickt wurden. Telefonisch war natürlich um 19:05 Uhr auch niemand mehr zu erreichen.

So begann Torben mit der Aussicht auf eine ungewisse Nacht den Weg zum ersten Supermarkt von ICA, um einen Fahrradschlauch zu beschaffen (die weiteren Einkäufe standen ebenfalls auf dem Plan, hatten jedoch erheblich geringere Priorität!). Dort gab es natürlich keine Schläuche, war der Laden dafür zu klein. Also weiter zum nächsten, dem ICA MAXI – leider fast am anderen Ende des Stadtgebietes und damit 4,5 km weiter. Nach Wander- und Joggingtour wurde dort immerhin das ersehnte Teil gefunden und der Rückweg zur Anlegestelle weitergelaufen. Die 6 km Joggen ohne Training machen sich schließlich erst an den folgenden Ruhetagen bemerkbar…

Vorbereiteter "OP-Tisch"
Vorbereiteter „OP-Tisch“

Julian hatte bereits alles für die Reparatur vorbereitet: Neben einer OP-würdigen Beleuchtung lag der Patient in Einzelteilen sauber aufgereiht auf dem Tisch und der Einbau erfolgte im Handumdrehen. Nun wurde noch das Boot und Gepäck verladen und die letzte Tagesetappe begann. Auf dem Weg gab es interessanterweise kaum brauchbare Fußwege, jedoch auch nur sehr(!) wenige Autos, sodass wir problemlos zum Campingplatz fuhren. Dort angekommen kamen wir immerhin unter einer der beiden Schranken hindurch, jedoch nicht an unseren Hüttenschlüssel! (Wir hatten beschlossen uns für die klausurbedingten Ruhetage eine kleine Hütte zum Trocknen des Materials und zum warmen Aufenthalt Torbens zu leisten.)

Notgedrungen wurde das Zelt auf dem nächsten freien Platz aufgeschlagen und der Tag bei einer guten Portion Milchreis gegen kurz vor Mitternacht beendet. – Es war bis jetzt eindeutig der Tag mit den meisten Zwischenfällen. Gut, dass nun erstmal Ruhetage folgen.