40. Tag, Travemünde -> Bad Schwartau (18.0km)

Freitag, 09. Oktober 2015

Dieser Seetag unser langen Überfahrt von Helsinki nach Travemünde begann erst spät. Wir fragten uns, ob der Wecker absichtlich auf 9:30 Uhr stand? Jedenfalls hatten wir bis dahin nichts verpasst bzw. konnten nichts verpassen. Auf dem Schiff ist immer noch nichts los und wir hatten bis dahin Gotland passiert, was das einzige u.U. Nennenswerte gewesen wäre.

Der im Laufe der Fahrt zur Gewohnheit gewordene Blick übers Heck der "Finnlady"
Der im Laufe der Fahrt zur Gewohnheit gewordene Blick übers Heck der „Finnlady“

Nach dem Frühstück im Bett trotteten wir an Deck und stellten fest, dass es immer noch nichts Neues gab. Wir durchpflügten weiterhin mit 40 km/h die Ostsee und das Halbschlaf-Tagesprogramm begann: Es wurden ein paar Blogtexte der letzten Tage verfasst und hin und wieder auf die brüchige Satellitenverbindung zum Internet gehofft. Meist vergebens oder mit Ladezeiten, die unerträglich waren. Mittag gab es dann auch bei den Ruhesesseln, da wir auf Deck 12 praktisch alleine waren. Auf dem Weg zwischen den Ruhesesseln dort (vgl. Flugzeugsitze) und der Kabine traf man auch nur gelegentlich Menschen.

Am frühen Abend ging es nochmal zum Fernsehen in die Kabine, wo der Fernseher mit Zicken begann, sodass man nicht einmal mehr zuverlässig fernsehen konnte. Ein weiterer Luxus verschwand. Immerhin war es dann auch schon Zeit, die Sachen zu Packen, wir würden in einer Stunde anlegen. Nachdem wir alles verstaut hatten, ging es an Deck. Ein Blick herum und „Oh, da ist ja schon das Maritim“ – wir kamen genau rechtzeitig zum letzten Kilometer vor der Einfahrt nach Travemünde. Von oben sieht das von Land und Ruderboot aus bestens bekannte Travemünde ganz anders aus. Sehr beschaulich und wie Julian befand: Wie im Miniatur Wunderland. Schön beleuchtet und auf jeden Fall sehenswert – ein Höhepunkt der Reise.

Einfahrt nach Travemünde - leider etwas dunkler auf dem Foto, dafür fast scharf.
Einfahrt nach Travemünde – leider etwas dunkler auf dem Foto, dafür fast scharf.

Während des Anlegens trennten sich unsere Wege erneut: Julian fand sich an der Rezeption mit den weiteren Fußpassagieren zusammen ein, während Torben sich mit den Truckern zusammen auf das LKW-Deck begab, um unser Gespann wieder fahrbereit zu machen: Anhänger ankuppeln, Bremsen von den Gurten befreien und damit öffnen, Keile wegnehmen lassen und Gefährt in Ausfahrrichtung wenden. Dann ging es unter Deck auch gleich weiter. Die ersten LKWs rollten und öffneten eine Gasse, die Torben nutzte und deutlich vor Julian das Schiff verließ.

Abfahrt auf der Fähre
Abfahrt auf der Fähre

Im Nachhinein lässt es sich nicht ganz sicher rekonstruieren, aber wahrscheinlich hatte Torben neben der steilen, kurvigen und rutschigen Rampe vom Schiff hinunter auch das gesamte Hafengelände durchquert und war auf der Landstraße zurück in den Travemünder Ortskern, bevor Julian mit dem Shuttle-Bus von Bord kam. Unsere Familien waren zur Abholung gekommen und empfingen Julian. Torben verpasste leider zwischen all den parkenden LKWs den Weg zum Terminal und fuhr direkt zum Strand weiter, wohin alle anderen dann nachkamen.

Dort angekommen wurde ein Teil des bestens vorbereiteten Gepäcks in das Auto umgeladen und auch das Fahrrad wieder abgegeben, bevor es weiter auf die Mole ging. Von dort aus nutzten wir den kürzesten Weg durch den Sand zum Wasser um unser Boot einzusetzen, auszurüsten und zu beladen.

Auf der letzten Etappe über die heimische Trave mussten wir natürlich nass werden: Beim Einsteigen bzw. den Versuchen kamen die einzigen Wellen der halben Stunde aus der Dunkelheit und brachten etwas Wasser ins Boot und teils nasse Hosen. Unsere Verstärkung für die letzte Etappe – Julians Bruder Fabian – wurde dabei etwas verschreckt, während Julian und Torben von den letzten Wochen daran gewöhnt, ruhig gegenan kämpften. Unter vieläugiger Beobachtung ging es um die Mole herum auf heimisches Gewässer, wo man sich endlich wieder auf die Betonnung und deren Beleuchtung bei Dunkelheit verlassen konnte. Gegen 1:45 Uhr erreichten wir schließlich den Steg der Ruderriege und das Boot war wieder zu Hause! Wir entluden es und brachten alles ins Bootshaus, wo Torben und Julian übernachteten. Zuvor gab es noch ein gemeinsames Nachtmahl zur Stärkung und Fabian brach auf zum Bett zu Hause.