21. Tag, Linköping (Ruhetag)

Sonntag, 20. September 2015

Das Frühstück fand heute aufgrund der Kälte mal wieder in der Küche/ dem Aufenthaltsraum des Campingplatzes statt. Während Julian in eine erneut intensive Lernrunde startete, organisierte Torben endlich den Hüttenschlüssel und begann mit dem Ausräumen des Zeltes.

Unser Haus für die nächsten Tage
Unser Haus für die nächsten Tage

Nach dem Umzug in die Hütte und Julians Packen, ging es dann mit dem Bus zum Bahnhof auf einen Mittagssnack. Mit der Abfahrt des Zuges nach Kopenhagen trennten sich unsere Wege für die nächsten Tage: Daumen drücken für Julians Klausur am Montag und parallel dazu Ruhetage/ Materialpflege für Torben.

Julians Abfahrt am Linköpinger Hauptbahnhof
Julians Abfahrt am Linköpinger Hauptbahnhof

Torben informierte sich noch für die nächsten Tage über Linköping und füllte die Lücken in den Lebensmittelvorräten, bevor es zum Aufräumen und Bloggen in die schön warme Hütte ging.

20. Tag, Ljungsbro -> Linköping (20.2km)

Samstag, 19. September 2015 – oder der Tag an dem nichts nach Plan lief

Wir starteten mal wieder mit geplanter Verzögerung in den Tag: Thermolernen und Blogschreiben wurden vor dem Abbau Zeit eingeräumt. Unterdessen wurden wir am Kanalufer von verschiedenen Passanten begrüßt und das Boot mitsamt der Befestigung bewundert und fleißig fotografiert. Sie bestand aus 8 Heringen in den beiden Leinen und am Skull. Gut, dass wir so viele in Reserve dabei haben. (Julian stellte vor Tagen schon die berechtigte Frage, ob auf dieser Fahrt mehr Fotos von uns gemacht würden, als wir insgesamt machen…?!)

Professionelle Bootsbefestigung mit Heringen und einem Skull
Professionelle Bootsbefestigung mit Heringen und einem Skull

Bevor es mit dem Einpacken für uns losging, kam ein Rowdy-Boot vorbei. Anstelle der auf dem Kanal zugelassenen 5 Knoten (9 km/h) fuhr es mindestens 15 km/h und erzeugte damit Wellen, die fast in unser Boot schlugen und diverse kleine Fische und Krebse auf den Wirtschaftsweg spülten. Wir glaubten hier noch daran, dass es an diesem Tag bei einem Unglück bleibt.

Überschwemmter Weg nachdem ein Schiff mit überhöhter Geschwindigkeit vorbei kam. Diverse Tiere mussten zurück ins Wasser befördert werden!
Überschwemmter Weg nachdem ein Schiff mit überhöhter Geschwindigkeit vorbei kam. Diverse Tiere mussten zurück ins Wasser befördert werden!

Gepackt wurde mal wieder in der Sonne. Das Boot auf den Wagen gesetzt und beladen. Wir legten die erste Strecke des Tages bis zum Ende der Carl-Johans-Schleusentreppe in Berg zu Land zurück. Aufgrund der geeigneten Abstände lohnten sich die Wasserstrecken nicht zu rudern. Zwischendurch wurden die passierten Schleusenanlagen bewundert, sind diese doch durch ihre Häufigkeit und Anordnung interessant zu besehen und das Wetter lud zum Fotografieren ein.

Die große Schleusentreppe in Berg
Die große Schleusentreppe in Berg

In Berg angekommen, wurde am Strand erneut ein perfekter Steg zum Einsetzen entdeckt und das Gepäck entladen. Das leere Boot wollten wir dann noch über den Sand weiter ans Wasser heran bringen… dabei entdeckten wir erst nach einigen Metern den platten Reifen auf der linken Seite! Das Boot wurde also an Ort und Stelle abgeladen und Torben begann mit der Reparatur, während Julian das Boot belud. Natürlich war es nicht bei einem einfachen Platten geblieben, es hatte sich durch die paar weiteren Meter mit hoher Belastung im Sand bereits weitere undichte Stellen gebildet. Nach und nach gefunden und geflickt, wurde der Reifen schon dicht gewähnt, bis dann beim finalen Aufpumpen bei 4 bar das strapazierte Ventil am Übergang zum Schlauch einriss und der Schlauch für uns unflickbar wurde.

Vergebliches Flicken des Wagenreifens in Berg
Vergebliches Flicken des Wagenreifens in Berg

Nach kurzer Überlegung wurde der Campingplatz auf später beordert bzw. eine personalfreie Schlüsselübergabe organisiert und beschlossen, einen Fahrradschlauch in einem Supermarkt in Linköping zu kaufen. (Inzwischen kennen wir das Sortiment von ICA soweit, dass wir uns sicher waren, dort einen Fahrradschlauch erwerben zu können.) Im aktuellen Zustand waren wir an Land bewegungsunfähig und der Campingplatz mit 4,5 km Fußweg unerreichbar!

Telefonische Klärung unseres Nachtlagers direkt auf dem Roxen
Telefonische Klärung unseres Nachtlagers direkt auf dem Roxen

Auf der Überfahrt über den Roxen in Richtung Kinda-Kanal wurden dann telefonisch noch die Visa-Zahlungen erledigt und die Schlüsselabholung vermeintlich geklärt. Angekommen in Linköping direkt vor der ersten Schleuse des dort beginnenden Kinda-Kanals, stellte sich heraus, dass uns leider keine Codes für den Hütten-Schlüssel oder das Waschhaus oder die Schranke zugeschickt wurden. Telefonisch war natürlich um 19:05 Uhr auch niemand mehr zu erreichen.

So begann Torben mit der Aussicht auf eine ungewisse Nacht den Weg zum ersten Supermarkt von ICA, um einen Fahrradschlauch zu beschaffen (die weiteren Einkäufe standen ebenfalls auf dem Plan, hatten jedoch erheblich geringere Priorität!). Dort gab es natürlich keine Schläuche, war der Laden dafür zu klein. Also weiter zum nächsten, dem ICA MAXI – leider fast am anderen Ende des Stadtgebietes und damit 4,5 km weiter. Nach Wander- und Joggingtour wurde dort immerhin das ersehnte Teil gefunden und der Rückweg zur Anlegestelle weitergelaufen. Die 6 km Joggen ohne Training machen sich schließlich erst an den folgenden Ruhetagen bemerkbar…

Vorbereiteter "OP-Tisch"
Vorbereiteter „OP-Tisch“

Julian hatte bereits alles für die Reparatur vorbereitet: Neben einer OP-würdigen Beleuchtung lag der Patient in Einzelteilen sauber aufgereiht auf dem Tisch und der Einbau erfolgte im Handumdrehen. Nun wurde noch das Boot und Gepäck verladen und die letzte Tagesetappe begann. Auf dem Weg gab es interessanterweise kaum brauchbare Fußwege, jedoch auch nur sehr(!) wenige Autos, sodass wir problemlos zum Campingplatz fuhren. Dort angekommen kamen wir immerhin unter einer der beiden Schranken hindurch, jedoch nicht an unseren Hüttenschlüssel! (Wir hatten beschlossen uns für die klausurbedingten Ruhetage eine kleine Hütte zum Trocknen des Materials und zum warmen Aufenthalt Torbens zu leisten.)

Notgedrungen wurde das Zelt auf dem nächsten freien Platz aufgeschlagen und der Tag bei einer guten Portion Milchreis gegen kurz vor Mitternacht beendet. – Es war bis jetzt eindeutig der Tag mit den meisten Zwischenfällen. Gut, dass nun erstmal Ruhetage folgen.

19. Tag, Motala -> Ljungsbro (34.2km)

Freitag, 18. September 2015

Torben hatte sich zum Geburtstag gutes Wetter gewünscht und so fiel immerhin der angekündigte Regen aus. Der kräftige Wind mit ordentlichen Böen blieb. Ein Glück, dass wir heute sowieso vorhatten direkt an Land weiter zu ziehen, denn es waren es bis zur ersten Schleuse nur wenige Kilometer und wir mussten noch einkaufen.

0363_Schweden_2015-09-18_11-22-14
Start in Motala Trotz des angekündigten Regens bestes Wetter!

Gestärkt durch Zimtschnecken ging es dann am Mittag auf dem Borensee mit der heutigen Ruderstrecke los. Zum Einsetzen fand sich ein Segelverein, der einen perfekten Steg für uns hatte (und wie in letzter Zeit üblich sonst keine Wassersportler, die einem den Platz streitig machen könnten).

Boren bei starkem Wind
Boren bei starkem Wind

Der See begann mit sehr kleinen Wellen und ordentlich Schiebewind. Da wir in Windrichtung fuhren, wuchs die Strecke des Windes über dem Wasser und damit auch die Wellenhöhe bald an und es wurde nasser als erhofft. – Einer der kältesten Abschnitte des bisherigen Fahrt. – Angekommen in Borensberg war eine Schleuse zu umtragen. Glücklicherweise die Einzige für heute. Dafür hatte es jedoch die Anlegestelle in sich und wir bekamen das erste Mal beim Herausnehmen des Bootes an der hohen Kante Wasser ins Boot. Nach dem Beladen auf der anderen Seite gab es teilweise trockene Kleidung (die Kleidung, die teilweise angezogen wurde, war komplett trocken) und eine Zwischenmahlzeit im Windschatten.

An dieser Stelle wurde auch die Tagesetappe auf einen Rastplatz am Göta-Kanal kurz vor Ljungsbro als realistisches Tagesziel angesetzt, denn Linköping wäre heute unerreichbar geblieben bzw. erst Mitten in der Nacht erreichbar. So ging es mit neuem Schwung auf das Kanalstück: 14 km ohne Schleusen bis zum erwählten Nachtlager! Das sollte sich gut machen lassen und in etwa 2 Stunden erreicht sein. Bereits nach kurzer Zeit zeigten sich erste Brücken, die wir jedoch alle noch gut passieren konnten. Bei einer war lediglich das Zugseil zum Öffnen der Brücke unterhalb der Fahrbahn zu umfahren, da Wagen und Fahne ansonsten nicht durchgepasst hätten.

Ein tief hängendes Seil einer Brücke versperrt die Durchfahrt.
Ein tief hängendes Seil einer Brücke versperrt die Durchfahrt.

Nach weiteren kurzen Zwischenstopps kamen wir dann zur letzten (ungeplanten) Hürde für diesen Tag: Eine Schiebebrücke (wie hier sehr häufig zu treffen) mit Zahnstange auf der Unterseite, die so flach war, dass weder Wagen, noch Fahne oder höher liegendes Gepäck auf dem Heck eine Chance zum Passieren hatten. So musste Torben aussteigen und die betroffenen Teile umladen bzw. mit dem Wagen die Brücke überqueren und auf der anderen Seite wieder aufladen.

Der Rastplatz für die Nacht wurde dann schnell gefunden und praktischweise war auch unweit eine Sperrstelle des Kanals. (In den Abschnitten, in denen der Kanal höher als die Umgebung liegt, kommen diese Nottore regelmäßig vor.) Diese hatte eine flache steinerne Kaimauer, an der wir ausluden. Das Boot verblieb im Wasser und wurde mit zwei Leinen und einem Skull abgespannt. So sollte es die Nacht gut überstehen können. Noch war offen, ob wir an Land oder auf dem Wasser die nächsten 4 km zurücklegen würden.

Nach dem Zeltaufbau unter einem großen Baum im Schein der großen LED bildeten bewährte Käsenudeln den Tagesabschluss.

Unseren Scheinwerfer mühselig im Baum angehängt. Nun kann das Zelt aufgebaut werden!
Unseren Scheinwerfer mühselig im Baum angehängt. Nun kann das Zelt aufgebaut werden!

18. Tag, Hästholmen -> Motala (41.1km)

Donnerstag, 17. September 2015

Das Frühstück wurde aufgrund der Verfügbarkeit von Netzstrom in der Küche des Hafens gegessen. Zeitgleich gingen die von zu Hause ersehnten Fotos per Hafen-WLAN weiter online. Bis der Abbau erledigt war, war es erneut wie üblich Mittag, bis wir aufbrachen. Tagesziel war heute ganz klar Motala. Dies ist der Ort, an dem der Göta-Kanal aus dem Vättern heraus weiter nach Osten verläuft. Für den nächsten Tag waren kräftige Westwinde angekündigt, was am Vättern-Ostufer erneut zu unruderbaren Wellen führen würde. So war die Motivation hoch und wir nutzten den südlichen Schiebewind für zügiges vorankommen mit endlich mal wieder ca. 9 km/h Reisegeschwindigkeit.

Zwischendurch gab es regelmäßig Pausen, die nach anfänglich nervigeren Wellen aber schnell nicht mehr durch hereinbrechendes Wasser vorverlegt wurden. Insgesamt war die erste Hälfte eine recht laute Tour mit teilweise unter dem Boot brechenden Wellen, was beeindruckend und interessant mitzuerleben war. Zum Glück aber meist trocken! Gegen Ende flaute auch der Wind ab und wir erreichten mit heute nur 4 Mal Pumpen das Tagesziel. Eine erstaunlich trockene Vätternetappe und damit auch unsere letzte.

Kurz vor der Kanalmündung haben wir uns von einer Insel verleiten lassen, zwischen ihr und dem Ufer die 500 m breite Wasserfläche als Abkürzung zu nutzen. Als die Steine dann jedoch nur noch 50 cm unterhalb der Wasseroberfläche waren, haben wir uns sicherheitshalber doch für die längere Strecke entschieden, um nicht wieder einen Grundkontakt zu provozieren.

Ankunft im "Jerusalemsbad" in Motala
Ankunft im „Jerusalemsbad“ in Motala

Kaum zu sehen, aber sicher mit der Handy-Navigation anzusteuern, liefen wir eine saisonbedingt verlassene Badestelle als unser Nachtlager an. Auf der großen Liegewiese das Zelt aufgeschlagen, ging es mit frühem Abendessen in produktive Abendstunden. Neben Lernen beinhalteten sie das Umarbeiten einer Holzlatte in einen Lenkerersatz für die Bremse (es bremst sich so schlecht, wenn man nichts zum Gegenziehen hat) und das erneute Nachholen eines Blogeintrags und Mailarbeiten. Wir wollten ja langsam mal auf live-Stand kommen.

17. Tag, Gränna -> Hästholmen (31.1km)

Mittwoch, 16. September 2015

Nach dem guten Vorankommen am Vortag begann dieser Tag dann voller Motivation für die weitere Strecke, zumal das zu Bett gehen beschleunigt wurde, als das Tablet abends aufgrund des Regens auf dem Zeltdach nicht mehr zu verstehen war. 😉

Nach Einkauf, Abwasch, etc. ging es dann wie üblich gegen Mittag auf die nächste Teilstrecke mit dem Ziel mindestens Hästholmen, wenn es geht gerne auch weiter bis nach nach Borghamn (+13 km).

Abfahrt in Gränna bei bestem Wetter (wärmer, als es durch die Mütze aussieht)
Abfahrt in Gränna bei bestem Wetter (wärmer, als es durch die Mütze aussieht)

Bei erneut abgenommenem Wellengang kamen wir gut voran und planten die längere Strecke, schien sie uns doch gut machbar… bis Julians Knie anfing zu meckern. Nachdem das nicht besser wurde, stand dann für uns als Tagesziel Hästholmen fest.

Das Seeufer bot wenig Abwechslung bei inzwischen mäßig schönem Wetter
Das Seeufer bot wenig Abwechslung bei inzwischen mäßig schönem Wetter

In einer zwischenfallsfreien(!) Fahrt erreichten wir dann bereits gegen ca. 16 Uhr den Hafen und bekamen dort unweit des Kais einen Zeltplatz zugeteilt. Praktischerweise konnte auch das Boot mal wieder im Wasser übernachten.

Nachtlager in direkter Hafennähe
Nachtlager in direkter Hafennähe

Nachdem wir so ungewohnt früh ankamen und aufgebaut hatten, mussten wir noch auf den Hafenmeister warten, der für uns den Schlüssel zur Küche und Dusche mitbringen wollte. In der Zwischenzeit haben wir uns zu einem kulturellen Ausflug hinreißen lassen: Bei OpenStreetMap war eine Burgruine in nur 800 m Fuß-Entfernung eingetragen. Das klang nach einem lohnenswerten Ausflug. Dort angekommen handelte es sich jedoch nur um Felszeichnungen und wir zogen weniger begeistert zurück zum Zelt.

Der Hafenmeister kam bald und ermöglichte uns ein warmes Abendessen. Anschließend wurden neben Julians Lernen von Torben 3 Blogbeiträge (!) geschrieben und der Wagen um seine erste Bremse ergänzt. Diese fuhr bisher nur in Einzelteilen in Packsäcken mit und sollte uns bei den nächsten Schleusen, die nur noch abwärts gehen, helfen. Dafür hatten wir an den Vortagen genug unter dem Bremsen durch gegenanstemmen gelitten. Die Priorität war daher hoch.

Torben bearbeitet Wagen-Teile zur Vorbereitung der Bremsenmontage
Torben bearbeitet Wagen-Teile zur Vorbereitung der Bremsenmontage

Bis Bilder sortiert waren und die erste Hälfte hochgeladen war, war es dann auch schon wieder deutlich nach Mitternacht bis wir zum Schlafen kamen.

16. Tag, Jönköping -> Gränna (32.8km)

15. September 2015

Dieser Morgen begann anders als die vorigen: Nach dem frühen Aufstehen ging es nicht gleich ans Packen und aufs Wasser, sondern erstmal noch einige Sachen am Platz erledigen. Die Gründe dafür sind recht einfach: Das Wetter sollte sich mit weniger Regen und Wind im Tagesverlauf zu unseren Gunsten ändern und Julians Thermodynamikklausur rückte inzwischen spürbar näher. Torben nutzte die Zeit dem unvermittelten Ausfall seines Tablet auf den Grund zu gehen – ein Akkuproblem.

gesammeltes Regenwasser im Bug des Boots
gesammeltes Regenwasser im Bug des Bootes

Gegen Mittag begann dann der Abbau bei Sonnenschein. Es waren noch zig Liter Regenwasser der letzten Nacht aus dem Boot zu fördern. Dann ging es mit dem Boot auf dem Wagen weiter in Richtung Husquarna – nicht zurück nach Jönköping, da beide Wege in die Häfen etwa gleich weit waren und Husquarna uns weiter brachte und weniger Steigungen versprach.

Kurz vor Husquarna erreichten wir eine Slipanlage mit zugehörigem Steg, die uns als Start in die nächste Etappe diente.

Einsetzstelle an einer Sliprampe nahe Husquarna
Einsetzstelle an einer Sliprampe nahe Husquarna

Es stand endlich mal wieder eine nennenswerte Streckenlänge auf dem Programm: ca. 30 km nach Gränna, was bei Südwind (=Schiebewind) machbar sein sollte, sofern dieser nicht so stark ausfiel, dass er uns schaden würde.

Tatsächlich zeigte sich der Vättern dieses Mal von einer schöneren Seite: Sonnenschein über weite Teile und Wellen, von denen nur wenige ins Boot kamen. (Julian stellte auf dem Weg aus Hjo fest, dass die Wellen zum Kuscheln ins Boot kämen und darum auch so kalt seien, heute wurde er dann leider mehrheitlich enttäuscht.) Die Pumpe lief nur noch halbstündlich für kurze Einsätze, bis der Wind gegen Abend abflaute und die Wellen deutlich zurückgingen. Durch diese Konstellation kamen wir endlich wieder zügig voran und erreichten Reisegeschwindigkeiten von knapp 10 km/h.

Kurze Ruderpause auf dem Vättern bei schönstem Wetter
Kurze Ruderpause auf dem Vättern bei schönstem Wetter

Gut gestimmt erreichten wir kurz vor Dämmerungsanbruch den Hafen von Gränna und entluden dort. Kurz zuvor gab es vor dem Hafen einen Schreckmoment: Etwa einen Meter neben dem Boot tauchte auf einmal ein 20-cm-Durchmesser Betonrohr aus dem Wasser auf. In den Wellentälern war es gerade so zu sehen und gluckste etwas, wodurch wir es mitbekamen. Glücklicherweise entgingen wir einem Kontakt!

Bis alles verladen war, wurde es dunkel und wir schoben die letzten hundert Meter bis zum Campingplatz. Der Aufbau auf dem fast leeren Platz im schwachen Schein einer Lampe verlief zügig. Unseren Milchreis schnell in einem sehr noblen Servicegebäude erwärmt. Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit passierte an diesem Abend dann auch nicht mehr viel.

15. Tag, Domsand -> Jönköping (15.6km)

14. September 2015

Dieser Morgen begann mit einem Schrecken: Torbens Brille war weg! Am Vorabend war sie noch wie Julians im Innenzelt am Kopfende und nun tauchte sie nicht auf. So etwas beschleunigt das Aufstehen ganz ungemein. Beide waren sofort wach und die Brille zum Glück im nu wiedergefunden – im Schlafsackrand.

Durch den einsetzenden Regen wurde der Schwung wieder genommen und der Morgen zog sich sehr in die Länge. Schließlich wurde der See vom nahen Hafen aus begutachtet und für befahrbar erklärt. So begann der Abbau und schließlich erreichten wir den Hafen. Dort haben wir die Dollen höher geriggert, sodass mehr Freiheit unter den Blättern beim Vorrollen geschaffen werden kann, was das Rudern bei hohen Wellen angenehmer durchführbar und weniger schmerzhaft für Schienenbeine und Knie gestaltet. Diese waren teilweise schon blau… Zusätzlich brachten wir Klebeband an den Auslegern an, um das Hereinbrechen von Wellen zu minimieren.

Nach einem kalten Mittag am Hafen mit zur Neige gehenden Brotbelagsvorräten brachen wir dann auf. Es war welliger als zunächst gedacht und damit auch nasser, zumal die Wellen nicht zu unserer Fahrtrichtung passten. So kämpften wir uns bis nach Jönköping durch und legten dort zur weiteren Lageklärung an. Eine Messung an den Batterien ergab, dass wir den örtlichen Campingplatz anlaufen sollten zum Laden: Hätten wir diesen nicht genommen, wären die folgenden Tagesetappen entweder zum nächsten Campingplatz sehr kurz geworden oder wir hätten nicht genügend Strom zum Pumpen am gesamten Ostufer des Vätterns bis hoch nach Motala gehabt. Da beide Aussichten nicht wünschenswert waren, ging es eine Ecke weiter bereits nach nur 16 km aus dem Wasser heraus wieder auf den Wagen.

Auf dem Weg zum Camping in Jönköping
Auf dem Weg zum Camping in Jönköping

Der anschließende Fußmarsch führte uns entlang der Promenade mit Fahrradhighway zum harten Schlussanstieg zum Steilufer hinauf. In noch gewohnter Manier schleppten wir uns und das Boot den Berg hinauf und holten dabei eine Fahrrad schiebende Frau ein. Am Campingplatz angekommen wurde bei recht viel Wind aufgebaut und dann die Batterien mit Strom versorgt, bevor es einkaufen gehen sollte. „Kurz die Batterien anschließen“ und dabei gleichzeitig noch nutzbar lassen für die Zeltbeleuchtung war nicht so einfach. Diese Kombination hatten wir noch nicht, folglich wurden erst passende Kabel gelötet. Mit weiteren Modifikationen vergingen so die nächsten beiden Stunden.

Lötarbeiten - diesmal im Zelt
Lötarbeiten – diesmal im Zelt

Letzlich liefen wir dann 45 Minuten vor Ladenschluss quer durch ein Industrieende von Jönköping zwischen Busdepot und Autobahnknoten zum Lidl und kauften dort in ungewohntem Umfeld (falsch, da sichtbar deutscher Laden mit unvollständiger und schlechter Auswahl) ein.
Zurück am Platz gab es vorm Schlafen gehen noch Pizzen. Nachtruhe dann mal vor Mitternacht. 🙂

14. Tag, Brandstorp -> Domsand (23.7km)

Sonntag, 13. September 2015

An diesem Morgen waren wir mit dem Aufstehen zügig, wollten wir doch nicht unnötig lange in einem fremden Garten zelten. Nach dem Frühstück, beim Abbau, kam der Hofbesitzer – Lasse – zu uns und bot Bad und Dusche in einem Nebengebäude an, die wir gerne annahmen. Noch bevor wir fertig packen konnten, wurden wir noch zu einem Kaffee eingeladen. Seine Frau Elisabeth erwartete uns später mit Kaffee, Tee und Kuchen/Teilchen zu einem netten Gespräch über uns und unsere Reise. Letztlich fuhr Lasse mit uns sogar noch zu dem Hafen Bakersand, an dem wir vorhatten wieder einzusetzen. Nachdem dort die Wellen weiterhin sehr hoch waren, beschlossen wir an dem Tag eine Fußstrecke zurückzulegen. Die RuderWANDERfahrt bekam hier eine neue Bedeutung.

Kurz vor der Abfahrt vom Nachtlager bei Lasse & Elisabeth
Kurz vor der Abfahrt vom Nachtlager bei Lasse & Elisabeth

Da der Wagen zuvor mit dem Boot gut lief, waren wir guter Dinge, auch Strecke machen zu können. Diese Hoffnung legte sich sehr bald an der ersten größeren Steigung.

Umgehsperren am Fuß-/ Radweg unterwegs mussten feinfühlig durch rangieren passiert werden
Umgehsperren am Fuß-/ Radweg unterwegs mussten feinfühlig durch rangieren passiert werden

An größeren und meist eher kleinen Landstraßen schoben und zogen wir uns so voran und erreichten nach einer gefühlten Ewigkeit Habo. Dort wurde der örtliche Supermarkt zum Einkaufen aufgesucht und das Boot auf dem zentralen Platz parkend von Passanten bewundert.

Boxenstopp in Habo bei ICA
Boxenstopp in Habo bei ICA

Als Abschluss hatten wir noch ein Stück weiter zum Camping nach Domsand übrig. Dort angekommen, gab es die unterwegs ebenfalls erworbenen Pizzen, was die Stimmung nach einem sehr anstrengenden und zermürbenden Tag wieder aufbesserte.

An dieser Stelle wollen wir noch einmal großen Dank an Elisabeth und Lasse aussprechen, die uns sehr herzlich aufgenommen und sich sehr um uns gekümmert haben – vielen Dank!

13. Tag, Hjo -> Brandstorp (30.5km)

Samstag, 12. September 2015

Nach Frühstück und Abbau fuhren wir mit dem Boot an der Trinkwassertankstelle vor und stockten unsere Vorräte auf. Von dort führte unser Weg zu einer anderen Zeltwiese, die uns von einem Kasseler Ehepaar empfohlen wurde. Die Beiden trafen wir am Vortag im Hafen. Leider war dort die Brandung zu stark. Wir schoben in den Hafen zurück und machten uns dort startklar für eine wellige Etappe.

Der Wellengang überraschte auch uns und Julians Kommentar „Torben, du tropfst vom Kopf“ kam schon wenige hundert Meter hinter der Hafenmole. Und nein, es war nicht zu warm.

Da die Wellen nicht weniger wurden und uns diese mit dem stark beladenen Boot an die Grenzen brachten, beschlossen wir nach ca. einer Stunde ohne große Besserung den nächsten Hafen anzulaufen. Bis dahin hatte die Pumpe gute Dienste geleistet und uns stets „den Rücken“ – sprich das Boot – weitgehend freigehalten.

Kurz nach der Ankunft in Brandstorp
Kurz nach der Ankunft in Brandstorp

Im Hafen von Brandstorp angekommen wurde zunächst das Boot entladen und wir trockengelegt. Nach einer stärkenden Mahlzeit, die nach den 3 Stunden Kampf nötig war, stellten wir leider fest, dass in einer Ausrüstungstasche Wasser war. Erste Teile wurden bereits dort ausgepackt und zum Trocknen vorbereitet.

Regeneration im Brandstorper Hafen
Regeneration im Brandstorper Hafen

Da wir an dem Tag noch nicht viel geschafft hatten und es noch nicht sonderlich spät war, machten wir uns zu Fuß auf den weiteren Weg, den See entlang. Es bestand leider keine Hoffnung auf Besserung am nächsten Tag.

Bei dem erneuten Fußmarsch wurde auf das bereits getestete Zuggeschirr gesetzt und wir schafften noch 7 Land-km bevor es dunkel wurde. Auf der Suche nach einer Bleibe fanden wir nur eine Wiese am Rande eines Bauernhofes, bei dem wir um die Erlaubnis zum Zeltaufstellen baten. Man bot uns lieber einen Platz im sehr großen Gelände um die Häuser an, den wir dankend annahmen, bevor wir in einen tiefen Schlaf fielen.

12. Tag, Forsvik -> Hjo (46.5km)

Freitag, 11. September 2015

Am Morgen war es durch die sternenklare Nacht sehr kalt und die Sonne hatte auf dem Campingplatz am Waldrand keine Chance das Vorzelt zu wärmen. So verzogen wir uns zum Frühstück erneut in die Küche des Campingplatzes ins Warme.

Zum Abbau kam dann doch, wie so oft, die Sonne und wir hatten lediglich mit dem frisch gemähten Rasen zu kämpfen, der an all unseren Gepäckstücken hing und sich beim Einpacken und der Verladung ins Boot kaum trennen ließ.

Nach einem Start auf erneut glattem Wasser kamen wir sehr schnell über den Viken in einen Kanalabschnitt – dieser ist ein Durchstich, der eine Landzunge abkürzt. Als wir dort einbogen, trauten wir unseren Augen nicht: Ein Passagierschiff kam uns entgegen und zwang uns zu einer Pause nach kurzer Rückwärtsfahrt. Links und rechts 2m bis zum Ufer sind dann doch zu wenig.

Kanal gefüllt durch ein Passagierschiff
Kanal gefüllt durch ein Passagierschiff

Nach einem weiteren Kanalstück kamen wir an die Schleuse in Forsvik, welche die älteste des Kanals ist. Hier wurden 1810 die Bauarbeiten am Kanal begonnen. Die Schleuse war von der vorherigen Schleusung noch offen und wir fuhren in die Kammer mit einem Hoffnungsrest auf ein Herabschleusen ein. Der Schleusenwärter entdeckte uns und sagte, wir müssten umtragen, er könne uns nicht schleusen. Daraufhin blieben wir stehen und berieten uns. Er erwiderte inzwischen, wir sollten kurz warten und daraufhin gingen die oberen Schleusentore zu – wir kamen zu unserer ersten Schleusung und sparten damit ca. 1 Stunde Umtragezeit! 🙂 und das kostenlos.

Schleusung in Forsvik
Schleusung in Forsvik

Danach ging es über einen weiteren See nach Karlsborg, wo wir eine Pause an Land einlegten. Nach der Durchfahrt durch die Stadt kamen wir an Inseln vor der Vätterneinfahrt. Dort entschieden wir uns – wie sich später herausstellte – für die falsche Durchfahrt und fuhren uns dort fast fest. Nach einem Bogen in das eigentliche Fahrwasser kamen wir dann um eine Insel herum auf den Vättern, Schwedens zweitgrößten See. Bereits bei der Einfahrt kam das erste Mal Wasser ins Boot.

Auf der weiteren Fahrt über den Vättern nach Hjo wurden wir kräftig durchgeschaukelt und durften die Pumpe erneut regelmäßig zum Einsatz bringen. Nach ca. 35 km dieser Wellenfahrt kamen wir erschöpft in Hjo an. Wir ergatterten uns einen Platz nahe der Sliprampe und konnten vor wechselndem Publikum unser Boot und Gepäck auf den Wagen verladen.

Landung in Hjo - hier ausnahmsweise ohne Passanten oder Zuschauer
Landung in Hjo – hier ausnahmsweise ohne Passanten oder Zuschauer

Auf dem Weg zum Campingplatz gab es noch einen Supermarktstopp.

Dort angekommen verwog Julian sämtliche Gepäckstücke, während Torben das Zelt aufbaute. Es interessierte uns seit Reisebeginn, wie viel wir transportierten. Beim Zusammenrechnen während des Abendessens stockte Julian und rechnete erneut. Wir kommen auf ca 175 kg Gepäck, abhängig vom Verpflegungsstand. Hinzu kommt das Boot, mit Schotts etc zu 75 kg was ein Gesamtgewicht von 250 kg ergibt!! – Der Wagen war auf 160 kg mit etwas Reserve ausgelegt. Er macht sich aber weiterhin sehr gut. Nach dem strammer Einstellen der Federung ist der Wagen von Durchschlägen selbiger wieder sicher entfernt.

Mit diesem Schreck ging es duschen und schlafen.